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Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Laurenz Görres

Gerätekosten im Auslandsbau

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Zeitbegriffe für Geräte

Gerätekosten nach Baugeräteliste (BGL)

Gerätekosten im Auslandsbau

Besonderheiten bei den Reparaturkosten im Auslandsbau


Einleitung

Die Gerätekosten können einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten eines Projektes habe. Deshalb sind diese besonders präzise zu kalkulieren. Insbesondere im "traditionellen" Auslandsbau ergeben sich bei den Geräten Kostenpositionen, die im Vergleich zum Inlandsbau von größerer Bedeutung sind. Zum besseren Verständnis ist im "traditionellen" Auslandsbau die Vorhaltezeit - also jene Zeit, in der ein Gerät einem Projekt zugewiesen ist - genauer aufzugliedern.

Das soll die folgende Darstellung zeigen:
 

Darstellung der Geräteeinsatzzeiten auf einem Projekt

Quelle: eigene Darstellung

 Bedeutung:

  1. Geräteplanung mit Feststellung des genauen Gerätebedarfs durch die Arbeitsvorbereitung und/oder maschinentechnische Abteilung und/oder den Kalkulator
  2. Disposition der Geräte und der zugehörigen Ausrüstung; Bei Mietgerät Ermittlung eines Vermieters; Ermittlung eines Spediteurs und eines Transportunternehmens sowie des Transportweges und der Transportmittel (LKW, Bahn und/oder Schiff); Ausstellen der Transportdokumente
  3. Vorbereitung für den Transport (Zerlegung, Verpackung) und Verladen
  4. Vortransport (Landtransport zum Verschiffungshafen)
  5. Seetransport (inkl. Entladung und Verzollung im Bestimmungshafen)
  6. Nachtransport (Landtransport vom Bestimmungshafen zur Baustelle)
  7. Geräteaufbau und evtl. Gerätetest
  8. Evtl. Stillstandszeiten auf der Baustelle vor Einsatzbeginn aufgrund der Transportdisposition (zwangsweise) oder als geplanter Puffer (Vorsicht: Schweres Gerät wie Geräte im Spezialtiefbau, Hebegeräte, Tunnelbohrmaschinen usw. können nur durch Spezial-Schiffe wie Schwergutfrachter transportiert werden, die nicht im Linienbetrieb fahren! Daraus können sich zusätzliche Wartezeiten vor dem Einsatz auf der Baustelle ergeben!)
  9. Geräte-Einsatz auf der Baustelle
  10. Geräteabbau und Vorbereitung für den Rücktransport (Reinigung, Zerlegung, Verpackung, ...) und Verladen
  11. Rücktransport zu Land (Vortransport) 
  12. Rücktransport zu See (inkl. Entzollung am Verschiffungshafen)
  13. Rücktransport zu Land (Nachtransport)
  14. Schlußreparatur / Gerätegrund-Reparatur / Geräte-Überholung bzw. Geräte-Herrichtung für den nächsten Baustelleneinsatz

 

Die Vorhaltezeit beginnt i. d. R. mit dem Hintransport (siehe oben Punkt 4) und endet mit dem Rücktransport (Punkt 13). In dieser Zeit ist das Gerät ausschließlich für das Projekt reserviert und alle anfallende Gerätekosten werden mit dem Projekt verrechnet. Wie der Darstellung zu entnehmen ist, können im Auslandsbau die Vorlaufzeiten bzw. die Transportzeiten im Vergleich zu den Einsatzzeiten erheblich sein und aus diesem Grund müssen die verschiedenen Kostenbestandteile differenziert über die Vorhaltezeit betrachtet werden.   

Die wichtigsten kalkulatorischen Zeitansätze bei den Geräten sind: 

  • Transportzeiten,
  • Zeiten im Einsatz (→ Zeiten auf der Baustelle),
  • Betriebszeiten (→ zur Ermittlung des Treibstoffverbrauches),
  • evtl. geplante längere Stillliegezeiten auf der Baustelle und  
  • bei Großgeräten evtl. auch die Erfassung von Auf- und Abbauzeiten sowie Testzeiten

Die wichtigsten Kostengruppen bei Geräten, die über die Nutzungsdauer bzw. die Vorhaltezeit anfallen, ergeben sich zu:

  • Vorhaltekosten,
  • Betriebskosten,
  • Bereitstellungskosten und
  • Allgemeine Kosten.

 

Siehe dazu die folgenden Darstellung:

 

Darstellung der Gerätephasen und Gerätekosten

Quelle: eigene Darstellung

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Gerätekosten nach Baugeräteliste (BGL)

Da sich die Gerätekostenermittlung der KLR Bau auf die Gerätekostenermittlung der Baugeräteliste (BGL) bezieht, wird hier direkt auf letztere zurückgegriffen.  

In den Vorbemerkungen der Baugeräteliste wird die Ermittlung relevanter Kostenbestandteile eines Gerätes beschrieben. Die BGL stellt aber keine zwingende Vorschrift zur Ermittlung der Gerätekosten dar, sondern ist lediglich als eine Empfehlung zu betrachten. Jedem Unternehmer ist es überlassen, die kalkulatorischen Kostenansätze für seine Geräte selbst zu bestimmen und festzulegen. 

 

Wichtige Zeitbegriffe für Geräte

  • Geräte-Lebensdauer

    Stellt die Zeitspanne zwischen Geräte-Herstellung und Geräte-Ausmusterung (→ Verschrottung) dar.

  • Nutzungsdauer (Nutzungsjahre)

    Die Nutzungsdauer ist eine geschätzte Zeitspanne, in der das Gerät erfahrungsgemäß mit wirtschaftlichem und technischem Erfolg eingesetzt werden kann. Sie ist abhängig von:

    • der technischer Ãœberalterung des Gerätes,
    • dem Geräteverschleiß aus dem Arbeitseinsatz,
    • dem Geräteverschleiß durch Transporte, Auf-/Um-/Abbau, Ortswechsel usw.,
    • der Wartung und Pflege,
    • den getätigten Reparaturen,
    • den Witterungseinflüssen und
    • dem Bedienungspersonal.

    Die in der BGL angegebenen Nutzungsdauern wurden mit den Nutzungsdauern der amtlichen steuerlichen Afa-Tabellen abgeglichen. Die Nutzungsdauer wird üblicherweise in Jahren angegeben. Die tatsächliche Nutzungsdauer eines Gerätes ergibt sich erst, wenn es außer Dienst gestellt wird.
  • Vorhaltedauer (Vorhaltemonate)

    Die Vorhaltedauer ist eine geschätzte Zeitspanne, in der das Gerät während der Nutzungsdauer auf Baustellen eingesetzt wird und stellt somit die wirtschaftliche Gesamteinsatzdauer des Gerätes dar. Die Vorhaltedauer ist also der geschätzte Zeitraum, in dem das Gerät Erträge bzw. Kapital erwirtschaften kann. Sie wird üblicherweise in Monaten angegeben und gilt nur für bestimmte Arbeitsbedingungen (siehe unten).

  • Vorhaltezeit

    Die Vorhaltezeit ist der tatsächliche Zeitraum, in dem das Gerät für eine Baustelle bzw. ein Projekt disponiert wurde und andere Projekte nicht über dieses Gerät verfügen können. Die Vorhaltezeit beginnt mit dem Tag der Geräteabmeldung (→ Absendetag zum Einsatzort) und endet mit dem Tag der Gerätefreimeldung (→ Absendetag zu einer neuen Baustelle oder Ankunft am Bauhof). Sie setzt sich zusammen aus der Einsatzzeit und sonstigen Vorhaltezeiten zur Durchführung des Projektes (Transport-, Aufbau-, Abbau-, Reparatur-, Stillliegezeiten usw.). Am Ende der Nutzungsdauer sollte die Summe aller Vorhaltezeiten der geschätzten Vorhaltedauer entsprechen.
    Es gilt:    Σ Vorhaltezeiten ≈ Vorhaltedauer <! Nutzungsdauer

  • Einsatzzeit

    Während der Einsatzzeit ist das Gerät:

    • als Vorhaltegerät resp. Bereitstellungsgerät an der Ausführung der Gesamtbauleistung oder
    • als Leistungsgerät an der Ausführung einer bestimmten Teilleistung

    produktiv beteiligt. Die Einsatzzeit setzt sich zusammen aus der Betriebszeit und sonstigen Einsatzeiten im Bezug zur Durchführung der Arbeiten (Vorbereitungs-, Umsetz-, Wartezeiten usw.) .

  • Betriebszeit (Betriebsstunden)

    In der Betriebszeit läuft das Gerät unter Last (→ verbraucht Kraftstoffe und Schmierstoffe). Sie ist die reine Arbeitszeit.

  • Stillliegezeit

    Bei der Stillliegezeit ist zu unterscheiden zwischen jener Stillliegezeit, in der das Gerät auf dem Bauhof steht und für den nächsten Einsatz überholt und hergerichtet wird oder auf den nächsten Einsatz wartet und der Stillliegezeit während eines Baustelleneinsatzes, bei der das Gerät für die Erbringung einer Leistung aus unterschiedlichen Gründen (z. B. höhere Gewalt usw.) nicht eingesetzt werden kann. Da während der Stillliegezeit in einem Einsatz das Gerät keinem Verschleiß ausgesetzt ist, kann der Abschreibungssatz reduziert werden und der Reparaturkostenansatz entfallen. Dies ist insbesondere im Auslandsbau zu beachten (siehe unten).

 

Gerätekosten-Erfassung

Die Gerätekosten lassen sich auf vier unterschiedliche Weisen in einem Angebot erfassen. Je nach Ausschreibung kann:

  • Leistungsgerät in den EKT als Bestandteil einer Teilleistung (z. B. Bagger in der LV-Position "Erdaushub")
    oder als
  • Leistungsgerät in den EKT in einer eigenen Teilleistung (z. B. TBM in der LV-Position "TBM")
    oder als
  • Vorhaltegerät bzw. Bereitstellungsgerät in einer eigenen Teilleistung (z. B. in der LV-Position "Baustelle einrichten und räumen" oder "Baustelle vorhalten")
    oder als
  • Vorhaltegerät bzw. Bereitstellungsgerät in den GKdB

erfasst werden.

 

Gerätekosten-Ermittlungsverfahren

Die Gerätekosten ergeben sich entweder auf der Grundlage eines Leistungswertes oder eines Zeitwertes. Als Basis für die Kostenermittlung kann bei den Zeitwerten dabei unterschieden werden zwischen der Einsatz- oder Betriebszeit und der Vorhaltezeit. Somit stehen drei mögliche Grundgrößen zur Gerätekostenermittlung zur Verfügung.  

Die Gerätekosten für Bereitstellungsgeräte berechnen sich nach der Dauer der Vorhaltezeit, während die Gerätekosten für Leistungsgeräte sowohl nach der Einsatz- und Betriebszeit wie auch nach Leistungswerten ermittelt werden können. Wichtig dabei ist, dass das Leistungsgerät nur für die Durchführung seiner spezifischen Arbeit auf der Baustelle zur Verfügung steht und danach sofort freigestellt wird und keine Warte- oder Stillstandszeiten auftreten. Kann dies nicht gewährleistet werden, so bietet sich zur Gerätekostenermittlung von Leistungsgeräten auch die Vorhaltezeit an.

Im Auslandsbau hat sich aufgrund der langen Transportzeiten, unvermeidbarer Stillstandszeiten und der längeren Ausführungszeiten der Projekte die Gerätekostenermittlung für Bereitstellungs- und Leistungsgerät über die Vorhaltezeit bewährt. Da die Vorhaltezeit dabei produktive (= kostenintensive) Einsatzzeiten wie auch unproduktive "Sonstige Zeiten" berücksichtigt, muss zwecks korrekter Kostenermittlung aber eine weitere zeitliche Untergliederung der Vorhaltezeit erfolgen (siehe unten).    

 

 

Vorhaltekosten

Die Vorhaltekosten setzen sich zusammen aus Kosten für:

  • Abschreibung (A),
  • Verzinsung (V) und
  • Reparatur (R oder Rep) oder
  • Mietkosten bei Fremdgerät.

 

Abschreibung

Die kalkulatorischen Abschreibung berücksichtigen den Wertverlust des Gerätes durch den Einsatz (→ materieller Wertminderung durch Abnutzung im Gebrauch) und über die Zeit (→ Wertverlust aus technischer Überalterung bzw. durch technischen Fortschritt) und deren Verrechnung als Kosten. Dabei muss die Summe aller Abschreibungskosten am Ende der Nutzungsdauer den Betrag erreicht haben, damit der Unternehmer in ein technisch und leistungsmäßig gleichwertiges Neugerät reinvestieren kann. Wertverluste durch Inflation werden durch die Anpassung des Geräte-Neuwertes erfasst. Es gilt:  

Σ Abschreibungskosten ≈ Geräte-Neuwert + Inflationsausgleich

Entgegen der tatsächlichen Wertminderung (hoch am Anfang und niedrig am Ende der Nutzungsdauer) wird vereinfachend mit einem linearen Abschreibungssatz bzw. gleichbleibenden Abschreibungskosten kalkuliert. Dadurch wird die Abschreibung des Gerätes anfangs zu niedrig und am Ende zu hoch erfasst. 

Die Abschreibungskosten der BGL gelten nur unter bestimmten Annahme, die da wären:

  • max. 170 Betriebsstunden/Vorhaltemonat bzw. Einschichtbetrieb mit 8 Std/AT,
  • mittelschwerer Geräte-Belastungen im Einsatz,
  • sachgemäßer Wartung und Pflege und
  • regelmäßige Reparaturen zum Erhalt der Betriebsbereitschaft (Instandhaltung und Instandsetzung).

Sind diese Bedingungen im Durchschnitt über die Nutzungsdauer nicht gegeben, müssen die Abschreibungswerte angepasst werden.   

Siehe dazu die folgende Darstellung:

Darstellung der Abschreibungsverläufe

 

Die Abschreibungskosten pro Monat [€/Monat] werden als monatlicher Prozentsatz [%/Monat] vom Neuwert [€] angegeben:   A = a × NW = 100/v × NW.  

Als Stellschraube am Kostenansatz ergibt sich: v
→ Frage: Trifft Annahme für v wirklich zu?

 

Verzinsung

Die kalkulatorischen Zinsen erfassen die Verzinsung des in dem Gerät investierten Kapitals, so als wäre dieses Kapital anderweitig gewinnbringend angelegt. Verzinst wird dabei nur jenes Kapital, welches noch im Gerät gebunden ist und nicht durch Abschreibungsbeträge bereits erwirtschaftet wurde. Daraus würde sich jedoch ein sich stets ändernder zu verzinsender Kapitalwert ergeben, weshalb vereinfachend der halbe Geräte-Neuwert konstant über die Nutzungsdauer verzinst wird, sodass stets mit konstanten Zinskosten gerechnet werden kann. Dadurch sind die Zinskosten am Anfang zu niedrig und am Ende zu hoch. Es wird nur eine einfache Zinsrechnung berücksichtigt. Der Zinseszins wird nicht angesetzt. Die BGL setzt unabhängig von den tatsächlichen Zinssätzen am Kapitalmarkt einen Zins von 6,5%/Jahr an. 

Siehe dazu die folgende Darstellung:

Darstellung der Geräte-Verzinsung

 

Die Zinskosten Z pro Monat [€/Monat] werden als monatlicher Prozentsatz z [%/Monat] vom Neuwert NW [€] angegeben:   Z = z × NW = (½ × NW) × (p × n) × 100 / v. 

Als Stellschraube am Kostenansatz ergeben sich: p, n, v
→ Frage zur Optimierung: Treffen Annahmen für p, n, v wirklich zu?

 

Reparaturkosten

Die kalkulatorischen Reparaturkosten decken die Kosten ab, die dadurch entstehen, dass ein Gerät durch:

  • die Abnutzung im Baustelleneinsatz,
  • den häufigen Wechsel des Einsatzortes (inkl. häufigem Auf-, Ab- und Umbau), 
  • den fehlenden Schutz vor Witterungseinflüssen und
  • den häufigen Wechsel des Bedienungs- und Wartungspersonals

Schaden erleidet, weswegen es außer Betrieb genommen werden muss oder droht außer Betrieb zu gehen. Die Reparaturkosten sind erforderlich, um die dauerhafte Betriebsbereitschaft des Gerätes zu gewährleisten. Sie verringern die materielle Wertminderung, heben diese aber nie ganz auf.

Entgegen dem tatsächlichen Reparaturkostenverlauf, der am Anfang der Nutzungsdauer eher niedriger als am Ende der Nutzungsdauer ist, wird vereinfachend mit einem konstanten Durchschnittswert über die Nutzungsdauer kalkuliert. So werden anfangs eher zu hohe Reparaturkosten erhoben und zum Ende der Nutzungsdauer eher zu niedrige. Die Reparaturkostenansätze nach der BGL gelten unter der Annahme, dass:

  • der Geräteeinsatz max. 170 Betriebsstunden/Vorhaltemonat beträgt bzw. bei einschichtigen Arbeitszeiten erfolgt,
  • mittelschwerer Geräte-Belastungen im Einsatz vorliegen und
  • eine sachgemäße Wartung und Pflege stattfinden.

Beachte: Die Reparaturkosten können je nach Gerät einen sehr hohen Wert annehmen, der über dem Abschreibungswert liegt (z. B. für stark beanspruchte Rüttelgeräte und ähnliche Geräte, die einem hohen Verschleiß im Einsatz ausgesetzt sind).

Siehe dazu die folgende Darstellung:

Darstellung des Reparaturkostenverlaufes

 

Die Reparaturkosten nach der BGL verteilen sich zu:

  • ca. 30% auf Instandhaltungskosten für Reparturarbeiten während der Vorhaltezeit und zu
  • ca. 70% auf Instandsetzungskosten für größere Reparaturarbeiten außerhalb der Vorhaltezeit, um das Gerät nach einem Baustelleneinsatz für eine neue Baustelle auf den bestmöglichen Betriebszustand zu bringen (für Schluss- oder Grundreparatur).

Dabei entfallen laut BGL von den Reparaturkosten:

  • 60% auf Lohnkosten (ohne tarifliche, gesetzliche und sonstige lohnbezogene Zuschläge, da sich diese zeitlich und regional ständig verändern und firmenspezifisch zu bestimmen sind) und
  • 40% auf Materialkosten (Kosten der Reparaturstoffe und Ersatzteile frei Reparaturstelle ohne Mehrwertsteuer).

In den Reparaturkosten werden nicht berücksichtigt die Kosten für Wartung und Pflege (Abschmieren, Ölwechseln, Filterwechsel usw.) sowie die Kosten, die sich aus Gewaltschäden ergeben.  

Die Reparaturkosten R pro Monat [€/Monat] werden als monatlicher Prozentsatz r [%/Monat] vom Neuwert NW [€] angegeben:   R = Rep = r × NW = r(Lohn) × NW + r(Material) × NW.

Als Stellschraube am Kostenansatz ergeben sich: r(Lohn), r(Material)
→ Frage zur Optimierung: Treffen Annahmen für r(Lohn), r(Material) wirklich zu?

 

 

Betriebskosten

Die Betriebskosten setzen sich zusammen aus:

  • Bedienungskosten,
  • Betriebsstoff- und Schmierstoffkosten und
  • Wartungs- und Pflegekosten.

 

Bedienungskosten

Die Bedienungskosten berücksichtigen die Kosten der auf und an einem Gerät arbeitenden Personen. Dies können der Geräteführer, Geräteeinweiser (Banksman), Gerätehelfer usw. sein. Auch Aufsichtspersonen (Poliere) können einem Gerät teilweise zugewiesen werden (z. B. 1 Polier auf 2 Großgeräte).

Desweiteren können über Zuschläge auf die Bedienungskosten bzw. Lohnkosten Kosten für Wartung- und Pflege erfasst werden (siehe unten).

 

Betriebsstoff- und Schmierstoffkosten

Unter den Betriebsstoffkosten wird der (Diesel-)Kraftstoffverbrauch eines Gerätes erfasst. Dieser liegt je nach Gerät üblicherweise zwischen 0,12 l/kWh und 0,21 l/kWh und berücksichtigt dabei betriebsbedingte Unterbrechungen (also Lastwechsel zwischen Volllast mit hohem Verbrauch und Leerlauf mit geringerem Verbrauch).

Für die Schmierstoffkosten können ca. 10 bis 12% der Kraftstoffkosten angesetzt werden, wobei für elektrisch betriebene Geräte dieser Kostenansatz i. d. R. entfällt, da diese keine Schmierung benötigen.

 

Wartungs- und Pflegekosten

Die Wartungs- und Pflegekosten berücksichtigen die Kosten, die regelmäßig anfallen, um das Gerät in einem optimalen Betriebszustand zu halten. Hierzu gehören die Lohnkosten und eventuelle Materialkosten, die entstehen für das Abschmieren des Gerätes, den Öl- und Filterwechsel, die Einstellarbeiten am Gerät und das Reinigen des Gerätes. Üblicherweise werden diese Kosten über einen pauschalen Lohnkostenzuschlag von ca. 10% erfasst. Bei Großgeräten sollten aber wegen des hohen Verbrauches an Hydraulik- und Motorenölen sowie Filtern auf der Grundlage der vorgeschriebenen Wartungsintervalle eine genauere Kostenermittlung pro Betriebsstunde erfolgen.   

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Gerätekosten im Auslandsbau

Bei der Ermittlung der Gerätekosten im Auslandsbau sind einige Besonderheiten zu beachten. Zunächst ist die Vorhaltezeit in genauere Zeitabschnitte zu untergliedern und für jeden dieser Zeitabschnitte sind die genauen Kosten zu bestimmen. 

Die Gerätekosten ergeben sich entweder aus eigenen Kostenansätzen oder auf der Basis der BGL. Bei der BGL ist darauf zu achten, dass die angegebenen Kosten für Abschreibung und Verzinsung sowie Reparatur nur bezüglich bestimmter Einsatzbedingungen gelten. Weichen die tatsächlichen Einsatzbedingungen davon ab, so sind die Kosten unter Umständen anzupassen.     

Wie die zeitabhängingen Gerätekosten erfasst werden könnten, zeigt die folgende Tabelle:

  Vorhaltekosten Betriebskosten
Phase in der Vorhaltezeit A+V Rep Bedienung Kraftstoffe & Schmierstoffe Wartung & Pflege
Antransport
(LKW; Bahn; Schiff)
gemindert keine keine keine keine
Geräteaufbau
(für Großgerät)
gemindert ÷ normal keine ja oder Mechaniker keine keine
Stillliegezeit
vor Einsatz
gemindert keine keine keine keine ÷ gemindert
Einsatz mit Betriebs-Std.
<= 170 Std/Mo
normal normal ja ja normal
Einsatz mit Betriebs-Std.
> 170 Std/Mo
erhöht erhöht ja ja erhöht
Stillliegezeit im Einsatz
(Dauer <= 10 KT)
normal normal ja keine normal
Stillliegezeit im Einsatz
(Dauer > 10 KT)
gemindert keine keine keine gemindert
Reparaturzeiten
(Ausfall <= 10 KT)
normal normal ja keine keine
Reparaturzeiten
(Ausfall > 10 KT)
gemindert keine keine keine keine
Geräteabbau
(für Großgerät)
gemindert ÷ normal keine ja oder Mechaniker keine keine
Stillliegezeit
nach Einsatz
gemindert keine keine keine keine ÷ gemindert
Rücktransport
(LKW; Bahn; Schiff)
gemindert keine keine keine keine

 

Bedeutung:

  • gemindert → Ansätze < BGL (bzw. Einschichtbetrieb)
  • normal → Ansätze = BGL (bzw. Einschichtbetrieb)
  • erhöht → Ansätze > BGL (bzw. Einschichtbetrieb)
  • KT = Kalendertag

 

Es ist ersichtlich, dass für verschiedene zeitliche Phasen im Projekt unterschiedliche Geräte-Kosten anfallen und kalkulatorisch zu berücksichtigen sind. Generell gilt, dass:

  • Abschreibungskosten immer anfallen, die aber je nach Phase innerhalb der Vorhaltezeit in unterschiedlicher Höhe zu berücksichtigen sind.
  • Verzinsungkosten eigentlich immer in gleicher Höhe anfallen, da der halbe Neuwert des Gerätes über die Vorhaltedauer stets konstant zu verzinsen ist. Da die Verzinsungskosten aber an die Abschreibungskosten gekoppelt sind, variiert ihre Höhe entsprechend dem Ansatz der Abschreibungskosten. Der Einfluss dieser Schwankungen im Zins auf die Gesamtgerätekosten ist eher gering.
  • Reparaturkosten nur anfallen, wenn das Gerät im Einsatz ist oder eine Arbeitsunterbrechung von weniger als 10 KT vorliegt (siehe KLR Bau).
  • Bedienungskosten (Geräteführer u. a.) prinzipiell nur für die Zeit vorgesehen werden müssen, in der das Gerät produktiv im Einsatz ist. 
  • Kraftstoff - und Schmierstoffkosten ebenfalls nur anfallen, wenn das Gerät produktiv im Einsatz ist (nur in der Betriebszeit).   
  • Kosten für Wartung und Pflege fafür die Einsatzzeit und evtl. Stilliegezeiten (mit gemindertem Kostenansatz; siehe KLR Bau) anfallen.

Im Auslandsbau ist es ratsam, für jedes Gerät in Abhängigkeit von den wesentlichen Phasen der Vorhaltezeit die genauen Kosten zu bestimmen (z. B. für Transportphase, Einsatzphase im Ein- bzw. Zweischichtbetrieb, Stillstandsphasen) und diese differenziert über die Vorhaltezeit anzusetzen.

Vereinfachend kann aber auch mit Durchschnittswerten über die gesamte Vorhaltezeit gerechnet werden. Für eine Baustelle im Auslandsbau, die lange Transportzeiten für das Gerät aufweist und die plant, im Zweischichtbetrieb zu arbeiten, und so auf eine Betriebszeit von ca. 300 Std/Monat (>> 170 Std/Monat) kommt, kann dieser Wert unter Beachtung der langen Transportzeiten eventuell im Durchschnitt über alle Vorhaltemonate unter 170 Std/Monat liegen und somit ein niedriger Abschreibungssatz über alle Vorhaltemonate angesetzt werden. Bei der Gerätekostenermittlung im Auslandsbau ist wesentlich, welche Betriebsstundenzahl das Gerät zwischen dem Abmeldetag und dem Freimeldetag aufweist. 

Das soll die folgende Darstellung zeigen:

 

Darstellung der Alternativen für Abschreibungskosten

Quelle: eigene Darstellung

 

Die Kosten für Abschreibung und Reparatur sind Durchschnittswerte über die Nutzungsdauer. Wenn die Einsatzbedingungen aber derart sind, dass sie vom Durchschnitt dauerhaft abweichen, gehören die Abschreibungswerte den Einsatzbedingungen angepasst.

Höhere Abschreibungssätze als sonst üblich können erforderlich werden, wenn:

  • das Gerät besonders hoch beansprucht wird oder
  • es sich um ein Gerät handelt, dessen Wiederverwendungsmöglichkeit fraglich ist.

Niedrigere Abschreibungssätze sind dagegen ebenso möglich. Wenn ein Gerät auf einer Baustelle langfristig über mehrere Jahre eingesetzt wird, vermindert sich i .d. R. die materielle Wertminderung als bei vielen kurzfristigen Einsätzen, weil:

  • das Gerät nicht so häufig auf- und abgebaut wird und
  • das Bedienungspersonal nicht ständig wechselt und dadurch das Gerät schonender behandelt wird.
  • Wartung und Pflege bei langfristigen Einsätzen häufig besser sind und
  • notwendige Reparaturen früher stattfinden.

Dadurch verlängert sich die Nutzungsdauer des Gerätes und mindern sich die Abschreibungssätze.

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Besonderheiten bei den Reparaturkosten im Auslandsbau

→ Thema noch ausstehend!

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Literaturquellen zu diesem Thema

  • Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (2001); BGL Baugeräteliste
  • Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (2001); KLR Bau - Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen
  • Opitz (1940); Selbstkostenermittlung für Bauarbeiten
  • Gralla (2011); Baubetriebslehre - Bauprozessmanagement
  • Girmscheid (2005); Leistungsermittlungshandbuch für Baumaschinen und Bauprozesse

 

Bearbeitungsstand dieser Webseite: 28.12.2012

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