Mitarbeiter in Saudi-Arabien
Anlagenbau in Saudi-Arabien
Staudamm- & Kraftwerksbau in Nepal
Tunnelbau/-sanierung in Indien

Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Laurenz Görres

Lehr-Engagement an der LPNU in Lviv und
der NUUE in Kharkiv im Oktober 2024

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An der Lviv Polytechnic National University (LPNU) und der O.M. Beketov National University of Urban Economy (NUUE) in Kharkiv wurde im Wintersemester 2024/25 abermals der Kurs "International Project Management" ins Lehrprogramm aufgenommen. Das Ziel des Kurses ist, die Studenten beider Universitäten fünf Wochen lang einmal pro Woche online zu unterrichten und zum Abschluss des Kurses jeweils eine Woche vor Ort in Lviv und in Kharkiv in Präsenz eine größere Übung abzuhalten, bei der die Studenten ein fiktives Infrastrukturprojekt ausarbeiten. Die Abschlussübung baut auf den kleineren Onlineübungen auf. Der Unterricht in Lviv und Kharkiv erfolgt als seminaristischer Unterricht.

Den Studenten wird gezeigt, wie (internationale) Großprojekte des Infrastrukturbaus von der Arbeitsmethodik zu planen sind und wie Projektinformationen dargestellt und kommuniziert werden müssen, so dass Dritte diese Projektinformationen ohne Nachfragen verstehen. Gerade dieses Informationsmanagement stellt bei internationalen Projekten bzw. Großprojekten immer wieder ein Problem dar und führt zu Missverständnissen und Planungsfehlern. Da die Ukraine aus eigener Kraft den Wiederaufbau nach dem Krieg vermutlich nicht schaffen wird, ist sie auf internationale Hilfe angewiesen. Es ist folglich zu erwarten, dass viele Infrastrukturprojekte in der Ukraine als internationale (Groß-)Projekte geplant und abgewickelt werden. Mit diesem Kurs werden die Studenten der LPNU und der NUUE darauf vorbereitet, international zu arbeiten, indem ihnen wichtige Denk- und Arbeitsweisen eines Ingenieurs gezeigt werden. Das Gelernte können die Studenten ohne Probleme aber auch auf jedem anderen Projekt anwenden. Mit den vermittelten Fähigkeiten werden sich die Studenten als junge Berufseinsteiger durch ihre Arbeitsweise hervorheben können.

Mein ehrenamtliches Lehr-Engagement wird abermals von der Jakob Wilhelm Mengler-Stiftung unterstützt, die für die Kosten der Reise aufkommt.

Eine von mir im September initiierte Spendensammlung erbrachte eine Spendensumme, mit der verschiedene Akkuleuchten, Powerbanks und Überspannungsschutzschalter gekauft werden konnten, um Studenten, Doktoranden, Assistenz-Professoren und Professoren der LPNU und der NUUE zu unterstützen. Aufgrund der in der Ukraine erheblich zerstörten Energieinfrastruktur, sind im Winter Stromausfälle keine Seltenheit, so dass diese Dinge bei Stromausfällen den Menschen in der Ukraine helfen. Allen Spendern und Unterstützern sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt.

Einkauf über Spendensammlung

Ergebnis der Spendensammlung

Nach der "Verpackaktion"

Bei Nova Post - bester Postservice den ich kenne

Geschafft - 7 Hilfspaket auf den Weg in die Ukraine

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Eindrücke zum Kurs "International Project Management" (LPNU und NUUE im Herbst 2024)


Der Online-Unterricht findet seit Mitte Oktober 2024 einmal pro Woche am späten Nachmittag statt und dauert 3 bis 3,5 Stunden. In dieser Zeit wird ein bisschen Theorie zu internationalen Projekten vermittelt, aber viel mehr wird den Studenten anhand kleiner praxisnaher Übungen gezeigt, welche Problemstellungen in solchen Projekten auftreten und wie man diese mit einfachen Tools des Projektmanagements bzw. der Arbeitsvorbereitung lösen kann.

Der Ansatz ist immer gleich und die Studenten werden mit jeder Übung darauf trainiert a) das Problem zu benennen, b) die Parameter zur Lösung des Problems zu bestimmen, c) einen Lösungsweg zu finden, d) das Problem mit einem Tool (z.B. Excel) strukturiert zu lösen und e) die Lösung so professionell darzustellen, dass Dritte diese ohne Nachfragen verstehen und nachvollziehen können. Dies erfolgt im Diskurs, wobei bestehende Sprachprobleme kein Hindernis darstellen. Im Kurs wird auch geübt, sich als Ingenieur mit wenigen Worten zu verständigen.

Das Ziel der Übung ist, die Aufgabenstellung mit ihren vielen Parametern in einer Tabellenkalkulation so geschickt darzustellen, dass man die Wirkung der Parameter auf das Projekt analysieren und vor allem auch kommunzieren und erörtern kann. Dazu ist ein strukturiertes Vorgehen erforderlich. Es geht in diesem Kurs also viel um "Arbeitsmethodik in einem internationalen Kontext". Als ehemaliger Professor weiß ich, dass das Thema "Arbeitsmethodik" und "Kommunikation von Projekt-Informationen" in der Ausbildung von Ingenieur-Studenten viel zur kurz kommt (oder auch völlig vernachlässigt wird), denn man kann dieses Wissen in keinem Buch nachlesen, sondern nur durch Trainings bzw. Praxis erlangen. 

Darstellung des Online-Unterrichtes am 30.10.2024

Die Präsenzlehre wird Ende November in Lviv und Anfang Dezember in Kharkiv stattfinden. Ich werde dann vor Ort für eine Woche jeden Tag für ca. 4 Stunden unterrichten und mit den Studenten zusammen ein fiktives Infrastrukturprojekt in Teilen bearbeiten, um den Studenten die Vorgehensweise der Projektbearbeitung in der Leistungsphase "Vergabe" und "Bauausführung" zu zeigen. Der Kurs endet jeweils an einem Freitagnachmittag mit der Verleihung der Teilnehmerzertifikate und einem Abschlussessen (für das Sponsoren noch gesucht werden). Die andere Zeit des Tages stehe ich den Studenten und den Professoren bzw. Lehrkräften als Gesprächspartner zur Verfügung und tausche mich mit den Menschen vor Ort aus. Ich erfahre so viel mehr zu den Lebensumständen in der Ukraine, den Kriegsgründen und Kriegsfolgen, als man aus den Medien in Deutschland erfahren kann.

Die folgende Übung wurde am 06.11.2024 besprochen und gemeinsam im Diskurs eine Lösung erarbeitet.

Ãœbung zu "Betonmischfahrzeugen"

Da ich mich als Bauingenieur bereits seit meinem Besuch in Mykolaiv und Kherson im Juni 2023 mit der Fragestellung beschäftige, wie man das immense Volumen an Bauschutt in der Ukraine beim Wiederaufbau sinnvoll wiederverwenden kann, werde ich auch dieses Thema vor Ort weiter recherchieren. Es muss ein Weg gefunden werden, den Bauschutt vieler völlig zerstörter Dörfer und Städte schnell, sicher, effizient und nachhaltig zu beseitigen. Das "Rebuild Ukraine"-Programm verlangt nach nachhaltigen Wiederaufbaumaßnahmen, die sich nur durch die Wiederverwertung des Bauschutts realisieren lassen. Die Frage ist, wie man dies bewerkstelligt und worauf man dabei zu achten hat. Ich hoffe, dass ich mit den vielen mir vor Ort bekannten Menschen, die für mich mittlerweile zu Freunden geworden sind, auch dazu Lösungen finden werde.

Das Motto lautet: "Einfach mal machen, könnte ja gut werden!"  

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Eindrücke aus Lviv im Herbst 2024


Zum Vergrößern die Bilder bitte anklicken. Alle Bilder bei Laurenz Görres (Nov. 2024).


Die Anreise nach Lviv

Abfahrt in Berlin, ...

dann ab Posen mit dem Nachtzug nach Przemysl an der polnisch-ukrainischen Grenze, ...

um dann 24 Stunden mit der ukrainische Bahn pünktlich in Lviv anzukommen.

Der Bahnhof von Lviv -
immer wieder schön.

Mein Hotelzimmer war erst mal ohne Strom, aber ich war vorbereitet und hatte eine gute Akkuleuchte dabei.

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Der erste Tag in Lviv und die sichtbaren Folgen des Krieges

Da Strom in der Ukraine mittlerweile Mangelware ist, regelt in Lviv ein "Strommanagement" die Stromversorgung. Die Stadt ist in 6 Stromzonen aufgeteilt (1.1 bis 3.2) und jede dieser Zonen wird täglich für 2 bis 3 Stunden vom Stromnetz genommen, um Strom zu sparen. Die russischen Angriffe auf die Strominfrastruktur zeigen mittlerweile auch in Lviv eine Wirkung.

"Mein Büro" am Fachbereich für Bauingenieurwesen in Lviv. Auch die Universität ist vom Stromausfall betroffen und meine Monitore bleiben dunkel.

Die Geschäfte auf der Straßenseite gegenüber der Uni helfen sich mit Generatoren aus.

Das Lviver Strommanagement -
Dramatisch!


"Sound of generators" gegenüber des Uni-Hauptgebäudes


In jeder Straße stehen Generatoren unterschiedlicher Größe, die anfangen zu "rattern", wenn der Strom ausgeschaltet wird. Teilweise ist es auf den Bürgersteigen so laut, dass man sich nicht unterhalten kann. Aber ohne Strom kein Business und ohne Business keine Steuereinnahmen und ohne Steuereinnahmen droht der Staatsbankrot (worauf Russland mit seinen Angriffen auf die Energieinfrastruktur wohl abzielt). Ich frage mich, wie weit wir in Deutschland kämen, wenn ca. 70% unserer Energieinfrastruktur zerschossen wurde. Vermutlich nicht so weit wie die Ukraine, die den dritten "Kriegswinter" nun erlebt. 

Auch wenn Lviv ganz im Westen liegt, bleibt es von russischen Raketenangriffen nicht verschont. Hier traf eine russische Rakete mehrere Wohnhäuser, die - für mich - nichts Militärisches an sich hatten. Es geschah zudem in unmittelbarer Nähe zu einem beliebten Kinderspielland.


Bericht des SWR zum Raketenangriff

Zerstörtes Wohnhaus im Stadtzentrum von Lviv als Folge des Raketenangriffes vom 03.09.2024
(Foto vom 23.11.2024)

Vergleiche Foto mit Bericht SWR
(Foto vom 23.11.2024)

Weitere zerstörte Wohnhäuser im Stadtzentrum von Lviv (vom Raketenangriff am 03.09.2024)

Weitere zerstörte Wohnhäuser im Stadtzentrum von Lviv (vom Raketenangriff am 03.09.2024)

Weitere zerstörte Wohnhäuser im Stadtzentrum von Lviv (vom Raketenangriff am 03.09.2024)

Weitere zerstörte Wohnhäuser im Stadtzentrum von Lviv (vom Raketenangriff am 03.09.2024)

Lviv ist ein kulturelles Zentrum in der Ukraine und weist aufgrund seiner wechselhaften Geschichte viele kulturelle Stile auf. Das macht Lviv so einzigartig. Egal ob es sich um Oper, Baukultur, Kaffee- und Essenskultur oder auch Street Art handelt.

Street Art in Lviv

Street Art in Lviv

Und so sehen die Menschen dies in der Ukraine:
"We have to learn balancing between current challenges and confidence in a beautiful future of people of Ukraine. Our future and our people are the biggest sources of inspiration that allows us to live now, be happy and move forward. ... It is our daily reminder of courage, strength and desire to protect our values, freedom, home and people."


Aber der Krieg hinterlässt auch ganz andere Spuren sowohl an der Universität als auch im Stadtbild. Die Aushänge gefallener Absolventen der LPNU werden an der Universität immer länger. Das gilt aber auch für die Gräberreihen des Heldenfriedhofes auf dem Marsfeld. Bei meinem Besuch des Friedhofes am 23.11.2024 konnte ich sehen, dass die Verluste zwischen August und Oktober 2024 hoch lagen. Es ist sehr bedrückend, durch diese Gräberreihen zu gehen, denn die meisten der Gefallenen haben ein Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Der jüngste Gefallene in den zurückliegenden Monaten war gerade einmal 21 Jahre jung und hätte gar nicht kämpfen müssen, da das Mindestalter für den ukrainischen Militärdienst bei 25 Jahren liegt.     

Aushänge gefallener Absolventen der LPNU

Der Heldenfriedhof auf dem Marsfeld in Lviv

Gefallen mit 43 Jahren

Als Frau gefallen mit 35 Jahren

Absolvent der LPNU gefallen
mit 38 Jahren

Meine Meinung: Vermutlich hätte diese hohe Verlustrate mit besseren Verteidigungsmitteln vermieden werden können. Der Gedanke lässt sich bei mir nicht verdrängen: Die Ukraine blutet langsam aus und der Westen schaut zu, obwohl er bestimmt hätte mehr machen könnnen, um der russischen Aggression entgegenzuwirken. Wie beschämend es ist, dass ein Volk, das für seine Freiheit kämpft, nicht bessere und entschiedenere Unterstützung erhält. Jeder Politiker einer westlichen Regierung sollte einmal durch alle Gräberreihen in Lviv gehen und die Geburts- und Sterbedaten eines jeden Gefallenen lesen und sich dann fragen, ob er nicht hätte mehr tun können, um dies zu verhindern.

Es ist wie der Boxkampf eines Schwergewicht-Boxers gegen ein Federgewicht-Boxer. Wer das duldet, kann die Charta der Vereinten Nationen begraben und das kann nicht gut für die Welt sein. Die Zeiten des "Imperialismus" sollten wir hinter uns gelassen haben. 

Jeder gefallene Soldat aus Lviv wird in einer Zeremonie vor dem Rathaus geehrt ...

... bevor er auf dem Heldenfriedhof (Marsfeld) begraben wird. Die Trauergemeinde wird in mehreren Bussen zum Friedhof gefahren.


Ehrung eines gefallenen Soldaten. Die Stadt verabschiedet sich von einem ihrer Bürger.

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Weitere Impressionen aus Lviv

Auch wenn die junge ukrainische Demokratie vermutlich nicht die demokratischste ist und noch einen langen Weg vor sich hat, westliche Standards zu erreichen, so ist sie vermutlich bei Weitem besser als die russische bzw. putinsche Staatsordnung, die die Ukrainer für Menschen "zweiter Klasse" hält. Fakt ist aber wohl eher: "Ukraine: Land of the brave". So kommt es mir immer wieder vor. Trotz des Krieges ist Lviv eine doch noch lebenslustige Stadt und das zeigt sich auch im Stadtbild.  

Der zentrale Platz mit dem Rathaus im Hintergrund

Blick auf die Oper von Lviv

Ein Teil des wunderschönen Rathausplatzes

Das Rathaus


Die Kaffeehäuser von Lviv (So etwas sucht man Vergebens in Deutschland)

Ein wunderschönes Cafe im Zentrum von Lviv

Kaffeehaus-Kultur pur

Ein weiteres wunderschönes Cafe im Zentrum von Lviv

"Fenster-Cafetisieren"
(und mein Arbeitsplatz am Sonntag)


Die Kneipen von Lviv

Ein wunderschöne Kellerkneipe am Rathausplatz mit sehr gutem Essen vom Grill

Im Kellergewölbe herrscht eine sehr urige Stimmung

Da wandert man durch die Straßen von Lviv, schaut an der Oper vorbei, biegt in eine kleine verlassene Strasse (Furmanska Street) und findet einen kleinen, unscheinbaren Restaurant-Eingang, der dann ein Restaurant offenbart, das an Gemütlichkeit kaum zu übertreffen ist: Das "Moment". Auch das gehört zur Ukraine und zum Krieg in der Ukraine: Ein Ort völliger Normalität, der trotz Krieg eine unendliche Ruhe ausstrahlt. Aber ... die Gäste sind zu 80% - 90% nur Frauen. Die Männer sind im Krieg.

Das "Moment"

Das "Moment"

Das "Moment"

Und immer wieder die Straßenmusikanten, die die Leviver mitsingen lassen.


Lviv, 21:30 Uhr am Freitagabend

 

Weitere Impressionen von der Universität (LPNU)

Ich bin aber nicht nur gekommen, um Studenten zu unterrichten, sondern auch um mich mit den Menschen vor Ort auszutauschen. Der abendliche Austausch mit Prof. Khmil bei Tee gesüßt mit Honig aus den Karparten, Keksen, Lebkuchen (aus Deutschland) und auch ein wenig Schnaps gehört dazu. Das ist ein Teil der Kultur hier. Manchmal gesellt sich auch "Jamie der Kanadier" dazu, der ebenfalls ehrenamtlich an der LPNU arbeitet und als ehemaliger Lehrer an der LPNU Englischunterricht gibt.

Nach der Vorlesung im Büro von Prof. Khmil

 Prof. Khmil, "Jamie der Kanadier" und ich nach der Vorlesung und zum Ausklang des Tages

Im Büro des Direktors zu einem Tee-Umtrunk.

Oksana als Dekanin hält alles am Laufen, auch wenn der Strom ausfällt. Dann werden die Akku-Leuchten herausgeholt und irgendwie weitergearbeitet.

 

Ein Tag an der Uni: Tarnnetze knüpfen, Luftalarm ... - alles andere als "normaler" Universitätsalltag

An der Universität kann man sich freiwillig daran beteiligen, Tarnnetze zu knüpfen.

Wer mag, knüpft Tarnnetze. Vielfach sind es Rentner, die dies tun.

Wenn der Lernplan durch einen Luftalarm durchkreuzt wird: Am 26.11.2024 musste ich dann auch erstmals einen Schutzraum aufsuchen, weil ein Angriff mit ballistischen Raketen gemeldet wurde. Und so hört sich er Luftalarm dann an:

Luftalarm am 26.11.2024 kurz vor Vorlesungsbeginn

Ballistische Raketenangriffe zwingen die Menschen in die Schutzräume der Universität, die in Zeiten des "Kalten Krieges" bereits tief unter der Erde angelegt wurden und sicher sind.

Wenn der Luftalarm die Vorlesung und die Theaterprobe durchkreuzt (Theatergruppe übt während des Luftalarms im Schutzraum)

Das unterirdische System an Schutzräumen ist weitläufig und so verteilen sich die Studenten in den Gängen.

Gleichzeitig zu den Raketenangriffen gab es aber auch Drohnenangriffe im ganzen Land. Oleg, Voad und David kamen aber trotzdem zum Präsenzunterricht und Oleksandr schaltete sich online hinzu, da ich situationsbedingt kurzfristig auf "Hybrid-Unterricht" gewechselt hatte. Das geht, reduziert aber bei praktischen Übungen das Vorankommen.

50/10 ist die Regel: 50 Minuten arbeiten, gefolgt von 10 Minuten "Teepause", um sich aufzuwärmen (abends wird es etwas "kühler" an der Uni, weil die Heizung heruntergefahren wird)

Vorlesungsende um kurz nach 20:00 Uhr
(mit Prof. Khmil und Jamie als Zuhörern)

Am Tag darauf wurde im Stadtviertel der Universität der Strom abgeschaltet, um Strom zu sparen, der in der Ukraine knapp ist. Der Unterricht fand im Schein der Akuleuchten statt, die aus Deutschland gespendet worden waren.

Und am Folgetag wiederholte sich dies: Kein Strom, kein Licht, kein Beamer, kein Internet, keine Online-Lehre, keine Heizung, kein warmer Tee ...!

Die eher widrigen Lehrumstände dezimierte die Zahl der LPNU-Studenten. Einigen Studenten war es nicht möglich zu kommen, weil der öffentliche Nahverkehr ausfiel und andere waren mit Masern krank.

Oleg, Vlad, Oleksandr und David hielten trotz der Widrigkeiten bis zum Schluss durch. Das obligatorische Abschlussessen mit "Spare Ribs" im Arsenal fand auch statt. 

Anschließend ging es noch auf ein Bier in einen Irish Pub, der Erdinger Bier im Ausschank hatte.

So herausfordernd war die Lehre an der LPNU noch nie. Es zeigt, welche Auswirkungen der Krieg hat. Aber: "Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg."

 

Eindrücke aus Kharkiv im Herbst 2024


Zum Vergrößern die Bilder bitte anklicken. Alle Bilder bei Laurenz Görres (Dez. 2024).


Die Anreise nach Kharkiv

Am 30.11.2024 ging es mit dem Nachtzug von Lviv nach Kharkiv. Die Zugreise dauerte 16 Stunden und führt über Kyiv. Sechs Minuten früher als geplant, erreichte der Zug am nächsten Morgen Kharkiv im Osten der Ukraine, das nur ca. 35 km von der russischen Grenze entfernt liegt. Nachdem ich mein Birdy auseinandergefaltet und bepackt hatte, bin ich dann zu meinem Hotel geradelt, was nach 16 Stunden Zugfahrt in einem Schlafwagen einer Wohltat glich. Die Stadt war an diesem Sonntagvormittag sehr leer, wie man auch am Foto vom Bahnhof erkennen kann.  

Schlafagen des Lviv-Kharkiv-Nachtzugs

Vermutlich das erste "Birdy"-Faltrad in Kharkiv

 
Der erste Tag in Kharkiv und die sichtbaren Folgen des Krieges

Auf dem Freiheitsplatz im Stadtzentrum werden die Kriegstage gezählt.

Auf dem Freiheitsplatz kommt eine Hilfslieferung des Technischen Hilfswerkes aus Deutschland an (mit Ulmer Kennzeichen).

Ein zerstörtes Wohnhaus auf dem Weg zum Hotel.

Das im Dezember 2023 durch eine Rakete zerstörte "Kharkiv Palace" ist stillgelegt. Es war einst das Prachthotel von Kharkiv. Ich habe mich etwas "kleiner" untergerbacht.

Ein weiteres zerstörtes Wohnhaus im Stadtzentrum.

 

 

Impressionen von der Universität (NUUE)

Der Unterricht wird an der O.M. Beketov National University of Urban Economy (NUUE) im Hybridformat angeboten. Viele Studenten der höheren Semester kennen fast ausschließlich nur die Online-Lehre, denn ihr Studium begann in der Corona-Pandemie und ging dann nahtlos in ein Studium im Kriegszustand über. Gerade aus diesem Grund biete ich für meinen Kurs "International Project Management" (IPM) auch die Möglichkeit des Präsenzunterrichtes an. Die Trainings sollen im Diskurs erörtert und gelöst werden, was am Besten funktioniert, wenn man direkt miteinander kommuniziert. Die Gefahrensituation in Kharkiv ermöglicht Unterricht aber nur im Bunker oder aus einem Bunker heraus, worauf die Universität gut eingestellt ist. Zur ersten Veranstaltung erschienen zwei Teilnehmer in Präsenz und ca. 10 Teilnehmer schalteten sich online hinzu, was aber auch damit zu tun hatte, dass diese nicht aus Kharkiv kommen und z.B. in Poltava oder Donezk wohnen. Aber großes Lob: Es funktioniert alles tadellos.

Die O.M. Beketov National University of Urban Economy (NUUE) in Kharkiv

Unterricht aus dem Bunker heraus.

Die Zertifikatsverleihung im Bunker mit Prof. Vatulia

Die Zertifikatsverleihung im Bunker mit den Präsenz-Teilnehmern

Wie auch in Lviv wurden die Präsenz-Teilnehmer zum Essen eingeladen

Zum Essen ging es in ein georgisches Restaurant/p>

Die NUUE wurde im Krieg schwer zerstört. Prof. Vatulia, mit dem ich den Kurs IPM zusammen offeriere, bemüht sich um den Wiederaufbau.

Die NUUE wurden gleich in den ersten Kriegstagen von Raketen getroffen und erheblich zerstört.

Vom obersten Stockwerk kann man in einen zerstörten Klasenraum schauen.

Prof. Oleg Kalmykov ermöglichte mir, die Schäden an der NUUE näher anzuschauen. Hier sieht man die Schäden am "Institut für Wiederaufbau".

 

Zerstörung in Kharkiv

Der Kharkiv TV-Tower wurde ebenfalls zerstört.

Ein recht typisches Bild in der Innenstadt von Kharkiv. Viele Gebäude sind durch Raketentreffer zerstört.

Saltivka: Ein Stadtviertel im Nordosten von Kharkiv, das im besonderen Maße Zerstörung erfahren hat.

Saltivka: Teilweise sind ganze Wohnblöcke ausgebrannt.

Saltivka: Der Wiederaufbau ist geplant, geht aber nur langsam voran.

Saltivka: Ein erstes Wiederaufbau-Projekt kurz vor dem Abschluss.

Saltivka: Hier leben immer noch Menschen. Vor allem ältere Bewohner, die an einer Schule zur Essensausgabe anstehen.

 

 

Weitere Impressionen aus Kharkiv

Advent im Stadtzentrum: wunderschön beleuchteter Park gegenüber der NUUE

Advent im Stadtzentrum: wunderschön beleuchteter Park gegenüber der NUUE

Advent im Stadtzentrum: wunderschön beleuchteter Park gegenüber der NUUE

Advent im Stadtzentrum: wunderschön beleuchteter Park gegenüber der NUUE

 

Die Rückreise von Kharkiv nach Deutschland

Am Friedensplatz in Kharkiv ging es los - auf dem Weg zum Bahnhof in Kharkiv

Erhaben weht die ukrainische Fahne über Kharkiv.

Die Bahnhofshalle von Kharkiv ist wunderbar erhalten und wirkt wie ein Museum.

Die Züge in der Ukraine fahren auf einer breiteren Spur, so dass auch der Innenraum geräumiger ist. Sie erreichen auf etwas "holprigen Gleisen" immerhin noch 160 km/h.

Den vierstündigen Zwischenstop in Kyiv habe ich für eine nächtliche Radtour durch Kyiv genutzt.

Die Sophienkathedrale mit Weihnachtsbaum im Zentrum von Kyiv.

 

 


Bearbeitungsstand dieser Webseite: Dezember 2024

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